Tage Alter Musik – Almanach 2024

DeTlef KReNge: Warumwaren die Intermedien zu La Pellegrina denn damals so berühmt? IloNA HANNINg: Intermedien gab es so ab dem 15. Jahrhundert, anfangs war diese Musik vor und zwischen und nach Theaterstücken noch Beiwerk zum Theaterstück, im 16. Jahrhundert aber bald schon Hauptwerk. Oder anders formuliert: Komödien werden nur dann geschätzt, wenn Musik, also Intermedien, dabei sind und vor allem in Florenz sind solche Intermedien ganz gut dokumentiert. Es gab aber eine Regel in Italien: Intermedien müssen ihre Vorläufer quasi übertrumpfen. Jetzt heiratet ein Medici, noch dazu einer, der zum ersten Mal den Titel Großherzog führt, da war klar, dass die Hochzeit etwas ganz Besonderes werden muss und eben auch diese Intermedien nochmal besser sein müssen als bei den letzten Feierlichkeiten. DeTlef KReNge: Waren diese Intermedien zu der Komödie La Pellegrina, das heißt übrigens: die Pilgerin, waren die dann der Höhepunkt der Feierlichkeiten? IloNA HANNINg: Ja, sie waren schon besonders, beziehungsweise, es wurde sehr viel darüber geschrieben und berichtet. Da hat man sich einiges einfallen lassen. Ein zweiwöchiges Fest – die Dauer ist nicht ungewöhnlich und hätte in Anbetracht des neuen Titels auch noch länger sein können. Die Anzahl der Beteiligten, Größe und Vielfalt dessen, was geboten wurde, war außerordentlich bei dieser Medici-Hochzeit. Es wurden drei verschiedene Komödien aufgeführt, Turniere, eine Seeschlacht, für die ein ganzer Hof geflutet wird, es gab ein FußballSpiel auf der Piazza Santa Croce, Tierkämpfe. Die Festivitäten fanden an verschiedenen Orten in Florenz statt, es gibt verschiedene Berichte darüber. DeTlef KReNge: Und in diesen Berichten wird vor allem eben auch von den Intermedien, der Musik zu der Komödie, sehr geschwärmt. IloNA HANNINg: Ziel der Intermedien war es zum einen, die Leute zum Staunen zu bringen, die Meraviglia zu erzeugen. Aber besonders wichtig war natürlich auch die Pracht und den Machtanspruch der Medici zu zeigen, denn solche Hochzeitsfeierlichkeiten wurden von anderen Herrschenden in Europa genauestens beäugt. Die Intermedien zu La Pellegrina waren davon ein Teil. Gespielt wurde im Theater der Uffizien, die Bühne wurde extra erweitert, mehr als 800 Personen waren an der Vorbereitung beteiligt. Und man hat nicht nur herausragende Musik gehabt, sondern auch herausragende Bühnentechnik. Diese Intermedien waren ein Fest für alle Sinne, Augen, Ohren und auch Nase, man hat Orangenduft auf die Bühne gezaubert. Schon gleich am Anfang hat man die Zuhörer verblüfft: Im ersten Intermedium zum Beispiel ist gleich zu Anfang die Solistin, die Sängerin Vittoria Archilei, auf einer Wolke heruntergeschwebt und die Leute konnten nicht sehen, wie das funktioniert hat, da waren keine Seile zu sehen etc. Oder Echo-Effekte in der Musik: Zuhörer berichteten, die Echos seien eineinhalb Kilometer entfernt, das kann aber gar nicht sein. Das war wohl eher ein Effekt der Bühnentechnik und Bühneneinrichtung, dass es sich so anhörte, als ob es so weit weg wäre. Und das ist noch nicht alles: Gleich mehrere Komponisten haben die Musik zu den sechs Intermedien komponiert, also eine enorme musikalische Vielfalt von der Monodie, also Sologesang, bis hin zum siebenchörigenWerk. Die Musiker, die komponiert haben, gehörten Tage Alter Musik Regensburg 2024 21 Der Zinkenist Josué Meléndez vom Ensemble I Fedeli in der Dreieinigkeitskirche Instrumentalisten vom Ensemble La Chimera in der Dreieinigkeitskirche

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